Mittwoch, 9. Januar 2019

Die (Nicht-) Digitalisierung der Schulen - Zusammenfassung vom Vortrag vom 12.7.2018 in der LGS Niedersachsen

Niedersachsen 

bildung

 
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Vorwort

Ich zwinge mich endlich mal dazu die Zusammenfassung von meinem Vortrag zu schreiben. Ich habe es lange genug vor mir her geschoben und endlich habe ich mal Zeit dafür.

Wobei das Ganze eher als präsentationsgeleitete Diskussion benannt werden muss.
Es sind teilweise Inhalte ergänzt, die nicht genannt wurden.

Der politischen Korrektheit wegen sei gesagt, dass ich im generischen Maskulinum schreibe. Natürlich sind alle Geschlechter gemeint

 Wer ich bin

Moin. Inzwischen bin ich Informatik-Student aus Karlsruhe und Teil der PiratenIT und Admin in meinem Wohnheim mit Fokus auf Infrastruktur und Mailserver. Von der 6. bis zur 12. Klasse war ich erst AG-Mitglied, dann ehrenamtlicher und später noch hauptverantwortlicher Systemadmin bei mir in der Schule. Zwischen der Schule und dem Studium habe ich noch ein Praktikum in der IT meiner alten Stadt absolviert und den WLAN-Vollausbau und die Umrüstung auf Gigabit netzintern unterstützt.

Rechtliche Grundlagen

Für das Bildungswesen und die öffentliche IT sind die Zuständigkeiten klar geregelt. Diese sollen hier eimal aufgeführt werden.

Bildungswesen

  • Die Kultusministerkonferenz (KMK) beschließt Bildungsstandards
  • Die Kerncurricula werden von der entsprechenden Kommission beschlossen und beinhalten z.B. auch den Einsatz von Medien
  • Die Schulen erstellen z.B. in Fachkonferenzen Anstaltspläne, wo Programme und Geräte spezifiziert werden, welche im Unterricht eingesetzt werden sollen

Öffentliche IT

  • Der Schulträger für die technische Ausstattung der Schulen verantwortlich
  • Der Schulträger stellt Mitarbeiter an, welche für die IT der Schulen verantwortlich ist
  • Die Kommune stellt für ihre eigene IT Mitarbeiter an
  • Das Land fördert die Stellen in der städtischen IT mit Geld

Die Probleme

Aus diesen Verantwortlichkeiten resultieren, besonders bei der Umsetzung, viele Probleme, die für den schlechten Stand der IT in Deutschlands Schulen zumindest teilweise ursächlich sind. Die Probleme werden auch noch durch die verfügbare Software für die Administration der Geräte verstärkt.

Personell

Die beteiligten Personen, sind einer sehr hohen Belastung ausgesetzt. Die Lehrer, welche an den Anstaltsplänen arbeiten, haben unter Anderem nicht die Zeit einer Evaluation von existierender Software für bestimmte Anwendungsfälle. In der Mathematik wird häufig Geogebra eingesetzt um computergestützte Geometrie zu betrieben, aber in anderen Fächern wird meist das verwendet, was man mal von Kollegen gehört hat.

Im schlimmsten Fall muss der Schulträger, meistens die Kommune, an jeder Schule in seinem Umfeld andere Software bereitstellen und die Kompetenzen für die Verwaltung oder zumindest die einfache Fehlerbehebung besitzen. Man kann von den Mitarbeitern in der IT der Stadt nicht erwarten, dass ein extrem breites Wissen für die verschiedenste Software angeeignet wird.

In der Bereitstellung liegt ein zusätzliches Problem. Es wird meistens gefordert, dass die beschlossene Software zeitnah verfügbar ist, was eine weitere logistische Hürde darstellt. Wenn man Glück hat, kann man die Software automatisiert ausrollen. Manchmal sind diese Möglichkeiten nicht vorhanden. Dann muss einzeln installiert werden und das frisst Zeit. Das Vorbereiten für das automatische Verteilen häufig auch.

Viele Mitarbeiter in den Verwaltungen sind zeitgleich auch noch für die IT in der Verwaltung selbst verantwortlich, was die Belastung steigert und die Verfügbarkeit für größere Projekte senkt.
Es wird versucht Lehrer in die Verantwortlichkeit zu bekommen, aber die verhältnismäßig geringe Entlöhnung dafür (maximal 2 Entlastungsstunden) macht die Position unattraktiv, besonders weil der zeitliche Aufwand nicht der “Entlöhnung” übereinstimmt.

Finanziell

Das Betreiben von IT verursacht Kosten durch Lizenzen, Mitarbeiter und Geräte. Von den Ländern kommt nur sehr wenig Geld für die Mitarbeiter und entsprechend sehen die Bugets aus. Die Abteilungen sind meistens unterbesetzt und stark ausgelastet. Ein weiteres Problem ist das Beantragen von Subventionen.

Meistens sind diese an bestimmte Vergabeverfahren gekoppelt und es lohnt sich meistens finanziell und zeitlich nicht, diese zu beantragen. Dadurch werden diese Bugets bei weitem nicht ausgeschöpft.

Software

Um die IT in Schulen möglichst automatisiert zu verwalten und zusätzlich noch eine pädagogische Plattform bereitzustellen, wird diverse Software eingesetzt. Im Vortrag wurden einige Beispiele genannt und unter anderem die in Niedersachsen überwiegend eingesetze Software IServ aus Braunschweig diskutiert.

Das Ergebnis hierbei war, dass die verfügbare Software nicht den Ansprüchen der Schulen genügt, teilweise stark fehlerhaft ist, Probleme mit der Performance hat und wartungsintensiv ist.
Großes Problem ist zum Beispiel auch, dass für viele alltägliche Aufgaben ein gewisses Maß an technischem Wissen vorhanden sein muss. Dadurch bleiben viele Dinge am Fachpersonal hängen und können nicht von Lehrern selbst gemacht werden.

Generell ist freie Software nicht weit verbreitet in den Schulen und die Administration von Netzwerken mit Windows ist meistens aufwändiger, auch weil der Update/Installationsprozess viel länger ist und zum Beispiel Imaging von keiner bekannten Software umgesetzt wird um Zeit zu sparen.

Zeitlich

Aus den oben genannten Gründen, bleibt den Mitarbeitern in der IT der Kommunen keine Zeit um Konzepte für den WLAN-Ausbau, Netzausbau, Digitale Klassenzimmer o.Ä. zu erarbeiten. Es wird nur Zeit darauf verwendet historisch gewachsene Strukturen zu erhalten und seltenst um neue Strukturen zu schaffen.

Es gibt auch Beispiele von Städten, welche Firmen beauftragt haben, komplette Schulgebäude mit WLAN auszuleuchten. Diese Firmen haben total überteuerte Hardware verkauft, welche für den Anwendungsfall Schule sogar extrem ungeeignet gewesen ist.

Lösungsvorschläge

  • vorgegebene Software in den Bildungsstandards, welche unabängig evaluiert und auf Praxistauglichkeit gestestet wird
  • Freie Software für die Verwaltung von Rechnern, Software und angeschlossene pädagogische Plattform. Möglichst wartungsarm und einfach zu benutzen
  • Einfachere Subventionen für die Digitalisierung
  • Größerer Etat für Personal in der städtischen EDV
  • Mehr Entlastungsstunden für Lehrer, welche sich der IT annehmen

Schlusswort

Sollte ich irgendwas vergessen haben, bitte ich das in den Antworten anzumerken, damit ich das nachtragen kann.

Inhaltliche Diskussion können wir auch gerne unten führen, genau so können auch gerne Fragen besprochen werden.

Vielen Dank nochmal an alle, die am 12.7. in der LGS gewesen sind, um mir zuzuhören und mit mir zu diskutieren.

Der Abend war extrem spannend, aufschlussreich für mich und hat tierisch Spaß gemacht!
Viel Spaß im neuen Jahr und auf frohes Diskutieren!

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