Ein Gastbeitrag von Annette Berndt, Bundes- und Landesthemenbeauftragte Landwirtschaft
Im
Nachtragshaushalt des Landes Niedersachsen werden 4 Mio € zur Verfügung
gestellt, um die Afrikanische Schweinepest (ASP) zu bekämpfen [1]. Wer
jetzt erwartet, die Gelder werden für Forschung, Aufklärung über die
Krankheit, die Infektionswege und entsprechende Hygiene-Schulungen
verwendet, wird enttäuscht. Allein den Wildschweinen soll es an den
Kragen gehen, nahezu alle Mittel für die Jägerschaft. Mit einer Prämie
von € 50,- pro Wildschwein [2], das über die „üblichen Abschusszahlen“
hinaus soll der Anreiz gesetzt werden, sich mächtig ins Zeug zu legen.
Die „übliche“ Zahl war im letzten Jahr 56.185 [3] Im Saarland macht man
den Jägern nicht so großzügige Geschenke, dort sind es „nur“ € 20,- pro
geschossenem Schwarzkittel. [4] Aber das Saarland ist ja auch noch viel
weiter von den jetzt schon existenten „Gefahrengebieten“ entfernt.
Wildschwein oder Mensch, wer ist schneller bei der Übertragung der Afrikanischen Schweinepest?
Da in unseren Nachbarländern Polen und Tschechien bereits infiziertes
Wild registriert wurde, erscheint es logisch, dass die Schwarzkittel
als die laufend grenzüberschreitenden potentiellen Virenträger ins
Visier geraten [5]. Aber wie kommt infiziertes Wildsau-Material in den
Schweinestall? Die Infektonswege werden auf den Seiten [5] [6] der
Ministerien beschrieben und es wird deutlich: Es ist in erster Linie der
Mensch, der mannigfaltig den Virus übertragen kann. Im Fernverkehr ist
er außerdem viel schneller als das Wildschwein zu Fuß.[7] Sollte er
zudem noch Jäger, mit Hund natürlich, und gleichzeitig Schweinehalter
sein, dann wurde wohlmöglich der Bock zum Gärtner gemacht.
Vielleicht sollte man einfach die Wölfe den Job machen lassen, statt
die Jäger auf gefährliche Überträger-Mission zu schicken. Wölfe gibt es
ca. 150 in Niedersachsen und Wildschwein steht durchaus auf ihrer
Speisekarte. [8] Warum sollten nicht die Wölfe hygienisch einwandfrei
und ohne Aufwand das Fallwild beseitigen? Ansonsten beschweren sich
nachher wieder die Viehhalter, wenn sich die Wölfe an deren Tieren
schadlos halten. Aber dann kann man ja wieder Prämien für den Abschuss
von Wölfen zahlen. Schließlich sind sich mache Bundesländer nicht zu
schade, ihn auch für die Verbreitung von ASP zur Verantwortung zu
ziehen. [9]
Schinkenbrötchen, Wildsau, Schweinestall! Will man uns hier ein modernes Märchen erzählen?
Als mögliche Übertragungswege werden weggeworfene Lebensmittel
benannt, die Wildschweine fressen, und die verseucht waren. Aber auch
LKW aus betroffenen Gebieten, die in mitgebrachtem Schlamm Erreger
transportieren.
„Ich werde den Eindruck nicht los, hier wird mit Aktionismus von den
wirklichen Problemen abgelenkt. Überträger ist doch in erster Linie der
Mensch, und zwar derjenige, der sich in der Lieferkette der
Schweineproduktion bewegt. Und nicht der Tourist oder Fernfahrer, der
die polnische Wurst lecker findet“, so Annette Berndt,
landwirtschaftspolitische Sprecherin der Piratenpartei Niedersachsen.
„Es gibt viele Gründe, keine Lebensmittel wegzuwerfen, Wildtiere nicht
damit anzulocken, aber als Mittel den Infektionsweg wirksam zu
unterbrechen?“ so Berndt weiter. „Wie wahrscheinlich ist es denn, dass
mein Brötchen mit Schweinefleisch-Auflage infiziert ist, ich es
wegwerfe, es vom Wildschwein gefressen wird, dieses erkrankt, seine
Rotte ansteckt, und, statt bald zu sterben, noch über die Grenze nach
Deutschland läuft, und dann auch noch irgenwie seine Infektion in einen
Schweinestall einbringen kann? So ein Märchen wird doch nur wahr, wenn
der Mensch die letzte Barriere zwischen infiziertem Wildschwein und
Stall überbrückt! Statt Wildschwein sollte der Lieferverkehr ins Visier
genommen werden“
Landwirte mit Schweinehaltung haben jetzt doch ganz andere Probleme.
Für Hygiene im Stall kann jeder selber sorgen, aber wer kommt auf meinen
Hof gefahren? Wo kommen die Laster her, waren sie in von ASP
betroffenen Gebieten, wenn ja, wurden sie destinfiziert? Haben sich die
Futtermittellieferanten über Hygienemaßnahmen Gedanken gemacht? Noch
mehr gefordert sind die Viehtransporteure, die die schlachtreifen
Schweine abholen. Welche Hygienevorkehrungen haben sie getroffen? Was
kann die Landwirtschaftsministerin denn drauf antworten?
Hier muss das Ministerium ansetzen, nicht bei den Wildschweinen.
Quellen:
https://piraten-nds.de/2018/03/04/du-darfst-kein-schwein-sein-in-dieser-welt/
[1]
http://www.ml.niedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/ministerin-otte-kinast-die-afrikanische-schweinepest-gezielt-bekaempfen-162227.html
[2] http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/buxtehude/panorama/jaeger-und-die-schweinepest-wir-sehen-uns-nicht-in-einem-ausrottungsfeldzug-gegen-wildschweine-d104553.html?cp=Kurationsbox
[3] http://www.jawina.de/niedersachsen-landesjagdbericht-201617-veroeffentlicht/
[4] https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarland/20-euro-fuer-jedes-erlegte-wildschwein_aid-7556577
[5] http://www.tierseucheninfo.niedersachsen.de/anzeigepflichtige_tierseuchen/schweineseuchen/afrikanische_schweinepest/afrikanische_schweinepest/afrikanische-schweinepest-21709.html
[6] https://www.bmel.de/DE/Tier/Tiergesundheit/Tierseuchen/_texte/FAQ_ASP.html
[7] http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/landkreis/wurstbrot-als-risikofaktor-bei-schweinepest_18535488.htm
[8] https://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/rund-woelfe-niedersachsen-9580880.html/a>
[9] https://www.svz.de/lokales/hagenower-kreisblatt/uebertraegt-der-wolf-die-schweinepest-id18993026.html
Kategorie: Allgemein, Startseite. Tags: #Jagd, #Massentierhaltung, #Schwein, #Wildschwein. #ASP, #Wolf, Niedersachsen, Piraten.
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Sonntag, 11. März 2018
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