PRESSEMITTEILUNG
26. November 2014 Michael Fleischmann
Region muss Krankenhäuser nicht schließen!
Die Gruppe LINKE & PIRATEN in der
Regionsversammlung lehnt nicht nur die geplante Schließung der drei
Krankenhäuser in Lehrte, Großburgwedel und Springe sowie die Schließung der
beiden Geburtskliniken in Großburgwedel und im hannoverschen
Nordstadtkrankenhaus ab. Wir machen auch Vorschläge, wie das zu bezahlen ist,
damit für die Bevölkerung auch in Zukunft eine wohnortnahe medizinische
Versorgung erhalten bleibt. Diese ist gerade im hannoverschen Umland durch die
Schließungspläne akut gefährdet, weil es dort mit Ausnahme der Wahrendorffschen
Kliniken in Ilten keine weiteren Krankenhäuser anderer Betreiber gibt.
Geld für Rettung ist genug da
Fakt ist: Die Region hat als Eigentümer des Klinikums mit
seinen zwölf Krankenhäusern in Hannover und im Umland genug Geld, um die
Schließungen abzuwenden. Im vergangenen Jahr hat die Behörde einen Überschuss
von 55,4 Millionen Euro in ihrer Kasse verbucht. Man spricht dabei auch vom
Haushaltsüberschuss, der mit einem Unternehmensgewinn vergleichbar ist. LINKE
& PIRATEN fordern, dieses Geld zu zwei Drittel ins Klinikum zu geben, der
Rest soll in den Schuldenabbau der Region fließen. Der Haushaltsüberschuss wird
dieses Jahr nach Angaben der Finanzverwaltung noch einmal bei mehr als 50
Millionen Euro liegen. Dieses Geld wollen wir komplett ins Klinikum geben.
Zusammen mit der von der Region schon geplanten Eigenkapitalerhöhung von 15
Millionen Euro in diesem und im nächsten Jahr würde das Klinikum Region
Hannover so kurzfristig mehr als 100 Millionen Euro erhalten. Damit wäre
vorerst die „Kuh vom Eis“. Und es wäre wertvolle Zeit gewonnen, um zusammen mit
den Beschäftigten und den Kommunen ein tragfähiges Zukunftskonzept ohne
Schließungen und Privatisierungen zu entwickeln.
Regionales Krankenhauskonzept muss her
Zusätzlich fordern wir ein regionales Krankenhauskonzept, das
auch die Krankenhäuser der Diakonischen Dienste und des Deutschen Roten Kreuzes
in Hannover mit einbezieht. Das ermöglicht Kooperationen mit anderen Kliniken.
Dann ist etwa der Ausbau eines regionseigenen Krankenhauses in Hannover nicht
mehr erforderlich, weil ein Krankenhaus der Diakonie die fragliche Leistung
erbringen kann. Den Patienten ist in diesem Fall egal, wer der
Krankenhausbetreiber ist. So kann das Klinikum der Region viel Geld sparen.
Schließung von Geburtsklinik erhöht Verluste
Abgesehen von diesem Rettungsszenario ist die Schließung der
Geburtsklinik im hannoverschen Nordstadtkrankenhaus nicht nur für Mütter
schlimm, die dann eventuell ihr Kind im Rettungswagen oder im Auto zur Welt
bringen müssen. Auch betriebswirtschaftlich macht die Schließung der
Geburtsklinik keinen Sinn. Denn die Fixkosten, die 85 bis 90 Prozent der
Gesamtkosten ausmachen, werden dort weiterhin anfallen. Die Mütter gehen nach
der Entbindung auf die Station, wo sie etwa eine Woche bleiben und von Ärzten,
Krankenschwestern und Pflegern betreut werden. Diese Personalkosten laufen
weiter. Auch die Kosten in anderen Bereichen, die Leistungen zuliefern, bleiben
erhalten. Zu nennen sind Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen oder
Endoskopie, bis zur Versorgung mit Speisen. Gleichzeitig fallen die Einnahmen
durch die Geburten weg. Das alles bedeutet, dass das kurz- bis mittelfristig
deutlich höhere Verluste zu erwarten sind als derzeit.
Krankenhausneubau ist unausgegorene Beruhigungspille
Die Ankündigung von Regionsspitze und
Klinikumsgeschäftsführung irgendwo zwischen Burgdorf und Isernhagen ein neues
Krankenhaus zu bauen, bezeichnen LINKE & PIRATEN als unausgegorene
Beruhigungspille. Völlig unklar ist, wer das bezahlen soll. Die geplanten
Kosten werden bei solchen Projekten erfahrungsgemäß immer deutlich überschritten.
Ein Beispiel ist die Kostenexplosion beim Neubau des Siloah-Krankenhauses in
Hannover. Bisher geht die Klinikumsgeschäftsführung für den geplanten Neubau
bei Isernhagen von Investitionskosten von 200 Millionen Euro aus. Andere
Kostenschätzungen bewegen sich oberhalb von 300 Millionen Euro. Bleiben wir bei
200 Millionen Euro. Selbst wenn das Land maximal 50 Prozent dieser Kosten
übernimmt, muss das Klinikum noch 100 Millionen Euro plus Zinsen und Tilgung
aufbringen. Wenn das Klinikum dieses Geld günstig bekommt - bei drei oder vier
Prozent Zinsen und einer jährlichen Schuldentilgung von zwei oder drei Prozent
– ergibt sich eine finanzielle Belastung von sieben Prozent pro Jahr. Bei 100
Millionen Euro Investitionskosten, die beim Klinikum verbleiben, müssen dann
sieben Millionen Euro pro Jahr eingespart werden, um den Neubau zu bezahlen.
Dann muss das Klinikum viele Stellen streichen. Zu befürchten ist deshalb, wenn
der Neubau überhaupt kommt, dass ein privater Investor baut. Der will aber sein
investiertes Geld wiedersehen, plus Rendite versteht sich. Zu glauben, man
könne die Geldprobleme des Klinikums mit einem Neubau in den Griff bekommen,
ist deshalb grober Unfug.
Land und Bund zur Verantwortung ziehen
Um die finanzielle Situation des Klinikums langfristig auf
sichere Füße zu stellen, muss die Landesregierung endlich ihren
Investitionsverpflichtungen gegenüber den Krankenhäusern in voller Höhe
nachkommen. Und das heißt: Für notwendige Sanierungen und Investitionen muss
endlich ausreichend Geld fließen. Bisher müssen die Krankenhäuser das benötigte
Geld von dem Geld abzweigen, was sie von den Krankenkassen für die Behandlung
der Patienten bekommen. Man spricht auch von Fallpauschalen, die zudem viel zu
niedrig sind. Die Fallpauschalen liegen in Niedersachsen an bundesweit
drittletzter Stelle. Sie müssen deshalb auf Bundesebene neu ausgehandelt
werden. Damit sich Bundes- und Landesregierung bewegen, müsste Regionspräsident
Hauke Jagau (SPD) immer wieder sein ganzes Gewicht bei den Verantwortlichen in die
Waagschale werfen, was bisher leider nicht passiert ist. Es kann nicht angehen,
dass die Kliniken in Niedersachsen weniger Geld von den Krankenkassen für ihre
Leistungen bekommen als in anderen Bundesländern und sich das Land um seine
Investitionsverpflichtungen fortlaufend herumdrückt.
Michael Fleischmann, Vorsitzender der Gruppe LINKE und
PIRATEN in der Regionsversammlung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen