Mittwoch, 23. März 2016

Mögliches Fracking in der Region Hannover - Anfrage des Regionsabgeordneten Hans-Jürgen Hey vom 1. August 2012

Wir haben als Piraten wieder mal etwas in Bewegung gesetzt, das zum Stopp führte. Hier das Fracking. Wir können was bewegen, wir müssen es nur wollen. Fracking dürfte uns allen bekannt sein. 

In einem parteiinternen Gespräch  habe ich erfahren, dass die ganze Region Hannover, außer der Stadt Hannover, ein Frackinggebiet ist. Dies ist einer Karte des Bergbauamtes zu entnehmen, in der das Gebiet „Rautenberg“ genannt wird.
Ich stelle hierzu folgende Anfrage:
1.      Liegen der Verwaltung Informationen darüber vor, ob im Regionsgebiet Untersuchungen für eine mögliche Gasförderung stattfanden, stattfinden oder derzeit geplant sind und wenn ja, welche?

2.      Liegen der Verwaltung irgendwelche Erkenntnisse für eine geplante Gasförderung im Regionsgebiet in einer dem Fracking-Verfahren gleichzusetzenden oder ähnelnden Verfahrensweise vor und wenn ja, welche?

3.      Gab es seitens der Firma RWE Dea AG oder anderen in diesem Wirtschaftsbereich tätigen Unternehmen bereits Gespräche mit der Region Hannover und wenn ja, welchen Inhalts waren diese?

Die Anfrage wird wie folgt beantwortet:
Erkundung und Förderung von Erdgas unterliegen dem Bergrecht. Alle dafür erforderlichen Erlaubnisse, Bewilligungen und Genehmigungen erteilt das Nds. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie als Bergbehörde. Die Region Hannover wird in den Zulassungsverfahren als Trägerin öffentlicher Belange beteiligt. Das geschieht in den einzelnen Verfahren immer in dem Umfang wie die Planungen konkret sind. Das bedeutet, dass z.B. eine Erkundungsbohrung nur als Bohrung an sich behandelt wird. Zu dem Verfahren gehören keine Aussagen darüber, welche Art der Erdgasgewinnung sich ergeben könnte, wenn die Erkundungsbohrung das von der Betreiberfirma erhoffte Ergebnis hat. Aus diesem Grunde liegen der Region aus den Vorhaben zur Erkundung möglicher Erdgaslagerstätten keine direkten Informationen dazu vor wie wahrscheinlich das Antreffen von Erdgas überhaupt ist und welcher Art die erwarteten Lagerstätten und die daraus folgende Art der Aufschließung sind. Die Region Hannover hat daher auch keine Kenntnisse über die Ausdehnung und Art von vermuteten Erdgaslagerstätten. Zu Ihren Fragen ist aber bekannt:
1.   Die Erkundung von Erdgaslagerstätten bedarf einer bergrechtlichen Erlaubnis. Solche Erlaubnisse werden von der Bergbehörde einzelnen Unternehmen für z.T. sehr große Gebiete erteilt. Im ganzen südöstlichen Niedersachsen zwischen Harz und Bremen gibt es flächendeckend solche Erlaubnisfelder. Daneben gibt es so genannte Altverträge nach früherem Recht. Innerhalb dieser Erlaubnisfelder werden dann die einzelnen Aufsuchungsvorhaben durch bergrechtliche Betriebspläne zugelassen.
Auch die Region Hannover ist insgesamt Bestandteil von mehreren solcher Erlaubnisfelder. Ausgenommen ist lediglich ein Gebiet, das in etwa die Landeshauptstadt Hannover, sowie Langenhagen, Isernhagen und Laatzen umfasst. Die Lage in einem Erlaubnisfeld heißt jedoch nicht zwangsläufig, dass es dort bereits konkrete Hinweise auf Erdgas- oder Erdöllagerstätten gibt. Vorhaben, die das näher erkunden sollen, sind aber nicht ausgeschlossen. Mit der erteilten Erlaubnis ist sogar die Aufforderung verbunden, die Höffigkeit in dem Erlaubnisfeld näher aufzuklären.
Die Erkundung beginnt zunächst mit der Auswertung vorhandener geologischer Daten. Sie werden dann in der Regel durch seismische Untersuchungen verdichtet. Tiefbohrungen stehen bei der Erkundung wegen des hohen Aufwands erst an letzter Stelle. Die Erkundungsmaßnahmen werden der Region Hannover nur so weit bekannt als es sich um betriebsplanpflichtige Vorhaben handelt. Das sind aktuell: das Niederbringen von 4 flachgründigen Bohrungen (<100 m) im Raum Pattensen - Laatzen - Ronnenberg im Erlaubnisfeld Rautenberg im Jahr 2011 und die genehmigte Tiefbohrung Nöpke nordwestlich von Neustadt a. Rbge.
Darüber hinaus ist die bereits seit gut 5 Jahrzehnten betriebene Gasförderung im Feld Fuhrberg-Thönse und die seit etwa 2 Jahrzehnten betriebene Förderung im Feld Schneeren-Steinhude zu nennen. Für diese beiden Felder haben damals natürlich auch Voruntersuchungen stattgefunden. In der Region Hannover gibt es außerdem das kleine Erdölfeld Lehrte-Höver. Und es ist eine Bohrung in Langenhagen-Godshorn geplant, mit der Restgas aus dem aufgegebenen Gasspeicher Engelbostel-Schulenburg abgezapft werden soll.
Eine Übersicht über die Bergbauaktivitäten in Niedersachen ist auf dem Kartenserver des Nds. Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie zu finden (http://nibis.lbeg.de/cardomap3).
2.   Hydraulic Fracturing (Fracking) wird in Deutschland seit den 70er Jahren angewandt. Bisher beschränkte sich die Anwendung darauf, den Zutritt von Öl oder Gas aus konventionellen, durchlässigen Lagerstätten in das Bohrloch zu erleichtern. Der dem Fracking unterzogene Bereich ist vergleichsweise klein. Diese Art Fracking wurde in der Region Hannover bereits bei der Förderbohrung im Gasfeld Schneeren-Steinhude angewandt, ohne dass das als problematisch angesehen wurde. Der Region Hannover war das auch nicht bekannt gegeben geworden. Es ist nicht auszuschließen, dass solches Fracking dort an der vorhandenen Förderbohrung noch einmal wiederholt wird. Außerdem ist eine weitere Förderbohrung geplant, an der eventuell in gleicher Weise gefrackt werden soll.
Auch beim Tiefenerdwärmeprojekt Genesis in Hannover-Lahe ist Fracking durchgeführt worden, um Wegsamkeiten für Wasser als Wärmeträger zu schaffen. Auch das wurde von der Bergbehörde als reiner Untertagevorgang angesehen, an dem keine anderen Stellen zu beteiligen sind.
Die aktuelle Diskussion geht aber um eine ganz andere Dimension von Fracking. Dabei sollen Lagestätten erschlossen werden, die selbst zu gering durchlässig sind, um das Gas fließen zu lassen (Schiefergas, Tight Gas). Dazu wird die gasführende Schicht durch Bohrungen in Richtung der Schicht und Fracking in diesen (Horizontal-)Bohrungen flächenhaft aufgeschlossen. Die Verbreitung der erzeugten Risse (Fracs) im Gestein, der Einsatz von Frac-Flüssigkeit, die für die zahlreichen Bohrplätze selbst in Anspruch genommene Fläche sind um ein Vielfaches größer als bei der Förderung aus konventionellen Lagerstätten. Praktisch bedeutet es, dass sich über die Jahre Bohrungen im Abstand von jeweils 2 bis 3 km durch das ganze Erdgasfeld vorarbeiten.
Die Exploration im Erlaubnisfeld Rautenberg, das sich in West-Ost-Richtung etwa von Seelze bis hinter Braunschweig erstreckt, dient nach Auskunft der RWE Dea der Erkundung konventioneller Öl- und Gaslagerstätten. Die Bohrungen im Raum Laatzen – Pattensen - Ronnenberg sollen Erkenntnisse über mögliche Erdölvorkommen in der Nachbarschaft des Ölvorkommens Lehrte-Höver und des bereits ausgebeuteten Ölvorkommens Kronsberg bringen.
Die Erkundungsbohrung Nöpke dient dazu, die Ausdehnung einer Schiefergaslagerstätte zu ermitteln, die nördlich von Rheine, Osnabrück und Minden zwischen der Ems im Westen und dem Westrand der Region Hannover im Osten vermutet wird. Diese Bohrung ist zwar durch einen bergrechtlichen Betriebsplan zugelassen, aber noch nicht ausgeführt. Ob das noch geschieht ist offen, da schon eine westlich von Stadthagen gelegene Bohrung nicht auf die erhofften Schichten gestoßen sein soll. Mit einer Schiefergasförderung wäre danach eher westlich oder nordwestlich außerhalb der Region Hannover zu rechnen.
Konkrete Planungen für eine Gasförderung aus unkonventionellen Lagerstätten in der Region Hannover sind der Regionsverwaltung daher nicht bekannt.
3.   Es gibt keine Gespräche, bei denen Unternehmen der Öl- und Gasindustrie der Region Hannover ihre Planungen über die Erkundung von Lagerstätten und sich daraus möglicherweise ergebende Förderbohrungen und Produktionsverfahren vorgestellt haben. Die Beantwortung dieser Anfrage basiert im Generellen auf Informationen des Nds. Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie bei einer Dienstbesprechung der Wasserbehörden, auf der Teilnahme der Region Hannover an dem von der Firma ExxonMobil initiierten Dialog zum Thema Fracking (www.dialog-erdgasundfrac.de) und den im Internet zugänglichen Informationen des Nds. Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie. Einzelinformationen zu den Bohrungen im Bereich Pattensen basieren auf telefonischer Nachfrage bei der Firma RWE Dea, die Informationen zur Bohrung Nöpke, sowie zu den betriebenen Erdgasförderbohrungen in der Region Hannover aus dem Kontakt zum Nds. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie als Genehmigungsbehörde. 

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