Montag, 8. Oktober 2018

Legendenschilder unter den Straßenschildern des Ernst-August-Platzes Antrag

Bezirksratsherr Dr. Jürgen Junghänel
( Antrag Nr. 15-2032/2018 )

Eingereicht am 04.09.2018 um 09:27 Uhr.



Legendenschilder unter den Straßenschildern des Ernst-August-Platzes

Antrag

Unter den Straßenschildern des Ernst-August-Platzes wird jeweils ein Legendenschild angebracht, welches auch auf die problematischen Aspekte seiner Regierung hinweist.

Die zuständigen Stellen der Landeshauptstadt werden um Formulierungsvorschläge gebeten.

Begründung

Nach der derzeitigen Darstellung von Ernst-August in der Öffentlichkeit muss der unkundige Bürger den Eindruck gewinnen, dass dieser König ein Gewinn für Hannover war. Das ist falsch.

Sein Staatsstreich von 1837 war ein Eingriff in das damals geltende Rechtssystem und war auch in den Maßstäben seiner Zeit ein Rechtsbruch.

Auch diese Seite des Bundestages ( https://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/ausstellungen/verfassung/tafel06 ) bezeichnet den Vorgang von 1837 als Staatsstreich.

Hannover war eine konstitutionelle Monarchie. Die Beamten schworen ihren Amtseid auf diese Verfassung. Ein solcher Eid war damals eine heilige Handlung, die der Schwörende mit Gott ausmachte: er schwor, diese Verfassung einzuhalten.

Ernst August König setzt 1837 diese Verfassung außer Kraft. Den möglichen Weg einer Verfassungsänderung beschritt er nicht. Und, was im Sinne der Zeit getrost als Gotteslästerung zu interpretieren war, er entband die Beamten von ihrem Verfassungseid.

Es kam zum Verfassungsstreit, bei dem Ernst August nicht nur die Göttinger 7, sondern so ziemlich die gesamte deutsche Öffentlichkeit gegen sich hatte. Besonders lange wehrte sich die Ständeversammlung, die nach der Verfassung von 1819 einberufen wurde. Sie weigerte sich bis in Jahr 1839 beschlussfähig zu werden. Teilweise dadurch, dass Deputierte nicht gewählt wurden, teilweise dadurch, dass sie nicht erschienen. 1839 wurden sogar widerspenstige Deputierte mit der Polizei in die Kammer getrieben.

Den besten Beweis für sein nicht in die Zeit passendes Handeln liefert Ernst-August selbst, der 1840 schrieb: Ich bin der erste und einzige in Deutschland, der den Radikalen entgegengetreten ist.

Bei einem der Gegenspieler - Wilhelm Rumann - hat man sich für Klartext entschieden.

von König Ernst-August wegen Verfassungstreue des Amtes enthoben“

Bild siehe Anlage
Es sei hier noch darauf hingewiesen, dass Ernst-August sehr unbeliebt war und der Spruch auf dem Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz eine Lüge ist. Das Denkmal wurde Hof bezahlt. Ein das Denkmal spendierendes treues Volk hat es nie gegeben. Seine reaktionäre Politik und besonders der Staatsstreich von 1837 hat zur Revolution von 1848 beigetragen. Seine fortschrittsfeindlichen Ansichten standen einer modernen Entwicklung Hannovers entgegen.

Jedenfalls gibt es gute Gründe, einer unkritischen royalistischen Rückbesinnung mit Benennung von Galerie und Brauhaus dadurch entgegenzuwirken, dass die problematischen Aspekte seiner Herrschaft auf einem Legendenschild mitgeteilt werden.


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Hannover / 04.09.2018


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