Bezirksratsherr
Dr. Jürgen Junghänel
(
Antrag Nr. 15-2032/2018 )
Eingereicht
am 04.09.2018 um 09:27 Uhr.
Legendenschilder
unter den Straßenschildern des Ernst-August-Platzes
Antrag
Unter
den Straßenschildern des Ernst-August-Platzes wird jeweils ein
Legendenschild angebracht, welches auch auf die problematischen
Aspekte seiner Regierung hinweist.
Die
zuständigen Stellen der Landeshauptstadt werden um
Formulierungsvorschläge gebeten.
Begründung
Nach
der derzeitigen Darstellung von Ernst-August in der Öffentlichkeit
muss der unkundige Bürger den Eindruck gewinnen, dass dieser König
ein Gewinn für Hannover war. Das ist falsch.
Sein
Staatsstreich von 1837 war ein Eingriff in das damals geltende
Rechtssystem und war auch in den Maßstäben seiner Zeit ein
Rechtsbruch.
Auch
diese Seite des Bundestages (
https://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/ausstellungen/verfassung/tafel06
) bezeichnet den Vorgang von 1837 als Staatsstreich.
Hannover
war eine konstitutionelle Monarchie. Die Beamten schworen ihren
Amtseid auf diese Verfassung. Ein solcher Eid war damals eine heilige
Handlung, die der Schwörende mit Gott ausmachte: er schwor, diese
Verfassung einzuhalten.
Ernst
August König setzt 1837 diese Verfassung außer Kraft. Den möglichen
Weg einer Verfassungsänderung beschritt er nicht. Und, was im Sinne
der Zeit getrost als Gotteslästerung zu interpretieren war, er
entband die Beamten von ihrem Verfassungseid.
Es
kam zum Verfassungsstreit, bei dem Ernst August nicht nur die
Göttinger 7, sondern so ziemlich die gesamte deutsche Öffentlichkeit
gegen sich hatte. Besonders lange wehrte sich die Ständeversammlung,
die nach der Verfassung von 1819 einberufen wurde. Sie weigerte sich
bis in Jahr 1839 beschlussfähig zu werden. Teilweise dadurch, dass
Deputierte nicht gewählt wurden, teilweise dadurch, dass sie nicht
erschienen. 1839 wurden sogar widerspenstige Deputierte mit der
Polizei in die Kammer getrieben.
Den
besten Beweis für sein nicht in die Zeit passendes Handeln liefert
Ernst-August selbst, der 1840 schrieb: Ich bin der erste und einzige
in Deutschland, der den Radikalen entgegengetreten ist.
Bei
einem der Gegenspieler - Wilhelm Rumann - hat man sich für Klartext
entschieden.
„von
König Ernst-August wegen Verfassungstreue des Amtes enthoben“
Bild
siehe Anlage
Es
sei hier noch darauf hingewiesen, dass Ernst-August sehr unbeliebt
war und der Spruch auf dem Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz eine Lüge
ist. Das Denkmal wurde Hof bezahlt. Ein das Denkmal spendierendes
treues Volk hat es nie gegeben. Seine reaktionäre Politik und
besonders der Staatsstreich von 1837 hat zur Revolution von 1848
beigetragen. Seine fortschrittsfeindlichen Ansichten standen einer
modernen Entwicklung Hannovers entgegen.
Jedenfalls
gibt es gute Gründe, einer unkritischen royalistischen Rückbesinnung
mit Benennung von Galerie und Brauhaus dadurch entgegenzuwirken, dass
die problematischen Aspekte seiner Herrschaft auf einem
Legendenschild mitgeteilt werden.
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Hannover
/ 04.09.2018
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